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Digitalisierung in der Pflege – Pflicht oder echte Entlastung?

  • Autorenbild: Christian Zeise
    Christian Zeise
  • 6. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit

Seit dem 01. Juli 2025 gilt sie verbindlich: die Telematikinfrastruktur (TI) in Pflegeeinrichtungen. Parallel dazu rollt die elektronische Patientenakte (ePA) breit aus. Was politisch nach „digitalem Aufbruch“ klingt, fühlt sich für viele Einrichtungen in der Praxis eher wie ein zusätzlicher Kraftakt an.

Die kritischen Punkte

  • Mehr Belastung statt Entlastung: Pflegekräfte berichten, dass die neuen Systeme nicht „nahtlos“ funktionieren, sondern zusätzliche Klicks, Logins und Abläufe erfordern.

  • Mangel an Schulung & Ressourcen: Viele Teams wurden mit knapper Einführung allein gelassen. Fortbildungen finden selten in der Arbeitszeit statt, technische Unterstützung ist dünn.

  • Technik vs. Alltag: Ein IT-System, das nicht auf die Pflegepraxis zugeschnitten ist, bleibt ein Fremdkörper. Statt zu helfen, erzeugt es Frust und Misstrauen.

Wo es hakt

Die große Gefahr: Digitalisierung wird zum Selbstzweck. Es geht dann nicht mehr um bessere Versorgung, sondern um die bloße Erfüllung gesetzlicher Vorgaben. Genau das kritisieren Fachplattformen wie das Pflegenetzwerk Deutschland und Analysen des Deutschen Medizinrechenzentrums: Digitalisierung muss Nutzen stiften – sonst verkommt sie zum nächsten Bürokratie-Monster.


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Innovative Lösungsansätze

Doch es geht auch anders. Digitalisierung kann entlasten, wenn sie klug eingesetzt wird:

  1. Nutzerzentrierte Software

    Systeme müssen von Pflegekräften für Pflegekräfte entwickelt werden – mit Fokus auf intuitive Bedienung, mobile Anwendungen und Sprachsteuerung.

  2. Schulungen im Alltag verankern

    Digitale Kompetenz darf kein Zusatzprogramm sein, das „irgendwann“ läuft. Schulung, Coaching und Supervision müssen Teil der Arbeitszeit sein – nicht ihr Feind.

  3. Automatisierung durch KI

    • Spracherkennung: Pflegekräfte diktieren ihre Dokumentation, statt sie mühsam einzutippen.

    • Smart Alerts: Automatische Hinweise auf Medikationsfehler oder fehlende Einträge, die Sicherheit erhöhen statt Stress erzeugen.

    • Predictive Analytics: Frühwarnsysteme für Sturz-, Dekubitus- oder Dehydrierungsrisiken.

  4. Schnittstellen & Interoperabilität

    Pflege, Ärzt:innen, Apotheken und Krankenkassen müssen denselben Datensatz nutzen. Keine Mehrfacheingaben, kein Medienbruch – sondern ein System, das wirklich vernetzt.

  5. Förderung von Best-Practice-Projekten

    Einrichtungen, die Digitalisierung erfolgreich implementieren, sollten sichtbar gemacht werden – als Leuchttürme, von denen andere lernen können.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die TI-Pflicht und die ePA die Pflege revolutionieren können – wenn sie nicht als Zwangsübung verstanden werden. Entscheidend ist, dass Technik entlastet, statt zu belasten. Digitalisierung in der Pflege muss Praxis stärken, Versorgungsqualität erhöhen und Pflegekräfte spürbar entlasten. Alles andere ist Politik auf dem Papier.

 
 
 

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