Konfliktmanagement in der Pflege
- Christian Zeise
- 29. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Zwischen Kolleg*innen, Angehörigen und pflegebedürftigen Menschen – Herausforderungen und Handlungsansätze
Pflegeeinrichtungen sind hochkomplexe Arbeitswelten. Zwischen Zeitdruck, emotionaler Nähe zu pflegebedürftigen Menschen, den Anforderungen von Angehörigen und innerbetrieblichen Spannungen entsteht schnell ein konfliktreiches Spannungsfeld. Professionelles Konfliktmanagement ist daher kein „Nice-to-have“, sondern ein zentraler Pfeiler für gesunde Teamarbeit und würdevolle Pflege.
1. Konflikte im Pflegeteam: Wenn Kolleg*innen aneinander geraten
Pflegekräfte arbeiten häufig im Schichtdienst, oft unter Stress und mit hoher Verantwortung. Konflikte entstehen hier u. a. durch:
Unklare Zuständigkeiten
Uneinigkeit bei Pflegeentscheidungen
Fehlende Anerkennung und mangelnde Kommunikation
Ungerechte Dienstverteilungen oder Urlaubsgestaltung
Solche Konflikte wirken sich direkt auf die Pflegequalität aus. Besonders problematisch: Werden Spannungen nicht angesprochen, entstehen über Wochen und Monate tiefergehende Frustrationen, bis hin zur inneren Kündigung.
Lösungsansätze:
Regelmäßige, moderierte Teamrunden mit Feedback-Kultur
Mediation durch Pflegedienstleitungen oder externe Moderatoren
Schulungen zu Kommunikationsstilen, Selbstregulation und Konfliktdynamik
▶ Quelle: Bibliomed Pflege – Konflikte im Team

2. Konflikte mit Angehörigen und pflegebedürftigen Personen
In Pflegeeinrichtungen treffen unterschiedliche Vorstellungen, Werte und Emotionen aufeinander. Angehörige wünschen sich das Beste für ihre Liebsten – Pflegekräfte möchten professionell handeln. Dabei kommt es häufig zu Konflikten, z. B. durch:
Unterschiedliche Einschätzungen von Pflegebedarf
Kommunikationsprobleme oder Missverständnisse
Emotionale Belastung durch Krankheit, Abschied oder Schuldgefühle
Empfehlungen für die Praxis:
Aktives Zuhören und Empathie statt Rechtfertigung
Informationsveranstaltungen für Angehörige zu Krankheitsbildern und Pflegekonzepten
Klares Beschwerdemanagement und sprachsensibles Verhalten – besonders bei multikulturellen Teams
▶ Quelle: MEDWING – Konflikte mit Angehörigen entschärfen
3. Belastungskonflikte – Wenn Pflegekräfte an ihre Grenzen stoßen
Nicht alle Konflikte entstehen zwischen Menschen – manche liegen in der Struktur. In vielen Einrichtungen wird unter hohem Zeit- und Kostendruck gearbeitet. Hinzu kommen:
Fachkräftemangel und hohe Fluktuation
Emotionale Erschöpfung durch Dauereinsätze
Moralische Konflikte, z. B. bei Entscheidungen am Lebensende
Unvereinbarkeit von persönlichem Anspruch und realen Bedingungen
Diese strukturell bedingten Belastungskonflikte äußern sich häufig in Rückzug, Gereiztheit oder körperlichen Symptomen. Auch hier gilt: Wer Konflikte früh erkennt, kann gegensteuern.
Was hilft:
Raum für emotionale Entlastung (z. B. Supervision oder kollegiale Fallberatung)
Reflexionsangebote zu ethischen Dilemmata
Förderung einer Kultur, in der Überlastung nicht als Schwäche, sondern als Signal ernst genommen wird
▶ Quelle: ZQP – Belastung und Prävention in der Pflege
Professionelles Konfliktmanagement ist Team-, Struktur- und Haltungssache
Konflikte in der Pflege sind unausweichlich – aber sie müssen nicht destruktiv wirken. Im Gegenteil: Richtig begleitet können sie zur Weiterentwicklung von Teamkultur, Kommunikation und Pflegequalität beitragen. Entscheidend ist:
Frühzeitige Wahrnehmung und systematische Bearbeitung
Empathie und Transparenz im Umgang mit Angehörigen
Bewusste Auseinandersetzung mit struktureller Überlastung
Gerade in der Pflege gilt: Wer Konflikte verschweigt, riskiert mehr als nur schlechte Stimmung – sondern langfristig auch Gesundheit, Vertrauen und Menschlichkeit im Berufsalltag.



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